Zum Inhalt springen

Sipri-Rüstungsbericht Weltweite Militärausgaben übersteigen Marke von zwei Billionen Dollar

Im vergangenen Jahr wurde eine Rekordsumme in Rüstung investiert: China, Russland und viele europäische Staaten steigerten ihre Militärausgaben – der Krieg in der Ukraine dürfte diesen Trend verstärken.
US-Truppen bei einer Übung: Nicht nur in den Kauf von Waffen und Gerät floss 2021 mehr Geld, sondern auch in die Militärforschung

US-Truppen bei einer Übung: Nicht nur in den Kauf von Waffen und Gerät floss 2021 mehr Geld, sondern auch in die Militärforschung

Foto: LEON NEAL / Getty Images

2021 haben Staaten weltweit erstmals über zwei Billionen US-Dollar für Militär ausgegeben. Das geht aus einer jährlichen Erhebung des Friedensforschungsinstitutes SIPRI  in Stockholm hervor. Damit stiegen die globalen Ausgaben um mehr als sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr – auf insgesamt 2.113.000.000.000 Dollar.

Den größten Anteil an den globalen Militärausgaben haben dem Bericht zufolge noch immer die USA. Rund 800 Milliarden US-Dollar investierte das Land 2021 in Verteidigung. Die Vereinigten Staaten gaben damit etwa so viel für ihren Wehretat aus wie die folgenden zehn Länder auf der Rangliste zusammen. Gleichzeitig sinkt der Anteil der USA an den globalen Rüstungsausgaben im Vergleich zum Vorjahr leicht um einen Prozentpunkt, denn China, Indien, Großbritannien und Russland steigern ihre Ausgaben seit Jahren.

China will aufholen

»Wir gehen davon aus, dass dieser Trend einige Zeit andauern wird«, sagt Alexandra Marksteiner vom Sipri-Institut dem SPIEGEL. »China hat sich das als Ziel gesetzt, bis 2035 die chinesische Volksarmee zu modernisieren.« Bis 2049 solle die Volksarmee, so formuliere es die chinesische Führung, ein Militär »von Weltklasse« sein. »Diese Modernisierungsprogramme sind kostspielig«, sagt Marksteiner.

Geschätzt 293 Milliarden US-Dollar gab die Regierung in Peking im vergangenen Jahr für Rüstung und Verteidigung aus. Wie die USA investiert auch China große Summen in die Weiterentwicklung der Streitkräfte und Forschung. Dabei spielten vor allem die Entwicklung von künstlicher Intelligenz, Hyperschallraketen und Cyberwaffen eine große Rolle, sagt Marksteiner.

Europa investiert mehr

Trotz wirtschaftlicher Einbrüche durch die Coronapandemie wachsen die internationalen Militärausgaben also weiter. Damit setzt sich ein Trend fort, der seit 2015 anhält. Besonders die europäischen und ostasiatischen Staaten haben im vergangenen Jahr laut Sipri-Bericht aufgerüstet. In Europa sind es vor allem Länder in Mittel- und Osteuropa wie Polen, Rumänien und die baltischen Staaten. In Ostasien rüsteten insbesondere Korea und Japan auf – auch als Reaktion auf Chinas Rüstungspolitik.

In anderen Regionen gingen die Ausgaben dagegen zurück, zumindest in manchen Ländern. Saudi-Arabien, das Land mit den größten Militärausgaben in seiner Region, hat seinen Militäretat in den vergangenen Jahren verkleinert – um 15 Prozent im letzten Jahrzehnt. Grund dafür seien die sinkenden Einnahmen aus Energieexporten, so Marksteiner.

Die Ukraine gehörte in den vergangenen Jahren bereits zu den Staaten, die stark in ihre Verteidigung investierten. Seit 2012 hat sich der ukrainische Verteidigungshaushalt mehr als verdoppelt. Durch den Krieg kommt es zu einem weiteren Anstieg. Jedoch ist die Regierung in Kiew stark auf die Unterstützung aus dem Ausland angewiesen. Das wirkt sich auch auf die Haushalte der europäischen Nachbarn aus.

Deutschland gab 2021 rund 56 Milliarden US-Dollar für Rüstung aus, fast so viel wie Frankreich. Das bedeutet Platz 7 in der Sipri-Rangliste. Die Bundesrepublik gab damit 1,3 Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes für den Wehretat aus. In diesem Jahr könnte Deutschland nun möglicherweise erstmals das von der Nato vorgegebene Zwei-Prozent-Ziel erreichen. Sollten die 100 Milliarden Euro Bundeswehr Sondervermögen verabschiedet werden und Deutschland dadurch noch in diesem Jahr die Nato-Maßgabe erfüllen, wäre das in absoluten Zahlen die größte Steigerung der Militärausgaben seit dem Zweiten Weltkrieg, sagt Marksteiner.

Wie sich Putins Krieg auf die russischen Militärausgaben auswirkt, sei jedoch ungewiss. Im vergangenen Jahr investierte Moskau noch knapp 66 Milliarden US-Dollar in seinen Wehretat. »Konservative Schätzungen gehen davon aus, dass Russland täglich 250 und 350 Millionen US-Dollar für seinen Krieg ausgibt. Das sind hohe Summen«, sagt Marksteiner. »Zwar steigen gerade wieder die Energiepreise und damit mögliche Einnahmen, doch die russische Wirtschaft ist durch die verstärkten Sanktionen geschwächt. Es hängt jetzt alles davon ab, wie lange der Krieg noch andauert.«