Söders Schulminister : „Corona bedeutet Lernen fürs Leben“

Realschulverbandschef will Schul-Inhalte auf das Wichtigste konzentrieren

Quelle: BILD/Die richtigen Fragen

Wird das laufende Schuljahr zu einem verlorenen für die Schüler?

Deutschlandweit sind die Schulen dicht. Seit März gibt es keinen Frontal-Unterricht, laut Umfragen funktioniert der tägliche Digital-Unterricht bei nur 7 Prozent der Schüler. Von einem verlorenen Schuljahr will der bayerische Kultusminister Michael Piazolo (63, Freie Wähler) aber nicht sprechen.

Er sagt bei „Die richtigen Fragen“ live bei BILD: „Dieses Schuljahr wird kein normales sein – aber auch kein verlorenes. Die Corona-Krise bedeute auch: Lernen fürs Leben. Wir vermitteln ja nicht nur Stoff, wir vermitteln auch Kompetenzen und Werte wie Solidarität, Achtsamkeit. Auch das sind Dinge, die einen im Leben weiterbringen.“

Sein Ziel: „Es ist wichtig, dass wir möglichst viele Inhalte vermitteln, dass die Abschlüsse der Schüler gesichert sind“, fügt Piazolo an.

Wie groß der Teil des Schuljahres ist, der der Corona-Krise zum Opfer gefallen ist, wolle er nicht beziffern – und garantieren, was noch alles nachgeholt werden kann, könne man in einer solchen Krise sowieso nicht. Fest stehe lediglich: Unterricht wird nur mit 1,5 Meter Abstand und somit in kleineren Klassenverbänden möglich sein. Es werden sogar Schichtmodelle diskutiert.

„Wir müssen uns auf die Kernfächer konzentrieren“

Auch Jürgen Böhm, Vorsitzender des Realschullehrerverbandes, sieht die Qualität der Abschlüsse und der Anschlüsse an die nächste Jahrgangsstufe und die Berufsausbildung als zentrale Aufgabe. Er sagt im BILD-Talk: „Es wird aber nicht alles erreicht werden. Wir müssen sicherlich einiges eindampfen, uns auf Kernfächer konzentrieren.“

Jürgen Böhm, Chef des Realschullehreverbandes

Jürgen Böhm, Chef des Realschullehrerverbandes

Foto: picture alliance/dpa

Böhm spricht von einem 50 Prozent- oder Zwei-Drittel-Modell, bei dem der Rest der Inhalte dann zu Hause oder digital nachgeholte werden müsse. Er sagt: „Es wird nicht gehen, dass wir 200 Prozent Unterricht in kleinen Gruppen mit 80 Prozent der Lehrkräfte durchziehen. Daher müssen wir uns fragen: Was ist wichtig? Welche Schwerpunkte können wir setzen?

Das Problem, dass Schüler und Schulen digital so schwach aufgestellt sind, ist in den Augen Böhms hausgemacht: „Uns fällt jetzt auf die Füße, dass in den Schulen gespart und weniger in digitale Infrastrukturen investiert wurde. Wir brauchen digitale Kommunikationsplattformen. Das hätte uns wirklich geholfen in dieser Situation.“

Es sei erschütternd, dass bisher nur Bruchteile des 5 Milliarden Euro schweren Bildungstopfes für die Digitalisierung angefasst wurden. Böhm kritisiert: „Da gab es zu viele bürokratische Hindernisse und ideologische Grabenkämpfe.“

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